StartFragmentDer Bauer und sein Klima (The Uncertainty Has Settled) - Von Seehausen Links am 22. Oktober
Eine politische Veranstaltung am Sonntagvormittag? Ein ökologisches Thema für/von Linke(n)? Ein Film im ländlichen Raum? Eine Einladung an Altmärker ins Wendland? Ein Vorhaben voller Fallstricke. Kann das gut gehen?
Der anwesende Regisseur des Films, Marijn Poels, hatte interessierte Zuschauer und eine engagierte Diskussionsrunde im Anschluß an den Film. Und der Veranstalter seehausen links hatte das gute Gefühl, mit diesem Film zur Diskussion angeregt zu haben und politische Bildung - faktenreich und kontrovers - angeboten zu haben.
Ein positives Fazit auf allen Seiten!
Zum Film: Da kommt ein Stadtmensch der Liebe und der Sehnsucht nach Ursprünglichkeit wegen aufs Land. Besucht Bergbauern in Österreich und in der Altmark. Und findet einen ländlichen Raum, der in seiner Nutzung und Gestaltung voll der globalen Agrarwirtschaft und politischen Vorgaben unterworfen ist. Der Protagonist will in den Dörfern der Altmark Kartoffeln von den Landwirten kaufen - ohne Erfolg. Kartoffeln werden nicht mehr angebaut. Der Bauer als Lebensmittelproduzent, mit Ein- und Auskommen vom Anbau auf eigenem Land? Davon ist kaum etwas übrig. Der Stadtmensch trifft auf bürokratisch drangsalierte, frustrierte und entfremdete Menschen. Gemacht wird, was sich wirtschaftlich rechnet, was der Staat subventioniert. Der ist dann der Weg vom Landwirt zum Energiewirt nicht weit. Und dann der Klimawandel. Der Protagonist sucht als einfach gestrickter Mensch Antworten bei Experten und hört unterschiedliche Einschätzungen. Im Ergebnis mehr Fragen als Antworten. Wir dürfen es uns wirklich nicht zu einfach machen. Ein linksökologischer Mainstream: Wir retten die Welt, stoppen die Klimakatastrophe ist gut gemeinter Aktionismus. Wissenschaftlich eher fragwürdig. Fragen zuzulassen und zu würdigen ist überhaupt eine gute Divise in der politischen Debatte. Der globalisierte Kapitalismus durchdringt eben alle Bereiche - auch alternative Energien werden kapitalistisch organisiert, unterliegen dem Profitstreben. Was hier unser umweltpolitisches Gewissen entlastet, schafft in anderen Teilen der Welt verheerende Verwüstungen in der regionalen Ökonomie und in der Gesellschaft. Wer interessiert diese Veranstaltung wahrgenommen hat wurde vielfältig angeregt und mit vielen Fragen entlassen. Bernd Kloss, Seehausen Links
EndFragment