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Otto Nawrocky Ist 90 Jahre alt und geht zu den Olympischen Spielen.

Otto Nawrocki (1923) ist ein kleiner Mann mit großen Geschichten. Er kann stundenlang über die Jahre die er im zweiten Weltkrieg erlebte und über die vier Jahrzehnte in der ehemaligen DDR sprechen. Otto lebt in Stendal und ist nicht bestimmt ein Prototyp Opa. Im Alter von achtzig Jahren begann er mit der Leichtathletik, wo er bis heute erfolgreich ist.

Als Senior Athlet war er Oktober 2013 eingeladen bei der Leichtathletik WM in der brasilianischen Stadt Porto Alegro, sowie er sagt "Meine letztes großes Sportereignis“. (61 min.) (Mai 2014)

Geboren in Walsleben als Sohn eines Eisenbahners war eigentlich klar, dass die Uniform mit dem Flügelrad auch in Ottos Leben eine bedeutende Rolle spielen wird. 1937 startete er ins Berufsleben in Stendal mit der Lehre zum Bauschlosser. Doch wie für so viele junge Männer ging es dann in den Arbeitsdienst als Vorbereitung auf den Kriegseinsatz."Ich habe im Krieg viel Glück gehabt"Der führte ihn als Gebirgsjäger von 1942 bis 1945 an die verschiedensten Kriegsschauplätze von Belgien über den Partisanenkampf auf dem Balkan bis zur Ostfront. "Ich habe im Krieg viel Glück gehabt", sagt der Jubilar.

Als er am 30. September 1945 seine Gertrud heiratete, begannen viele glückliche Ehejahre. Die Eiserne Hochzeit feierten die beiden 2010 und das bedeutet immerhin den Rückblick auf 65 gemeinsame Jahre mit Höhen und Tiefen, durch dick und dünn. Acht Kinder, fünfzehn Enkel, 14 Urenkel und eine Ururenkelin haben ihre Wurzeln bei Gertrud und Otto Nawrocki. Da ist es fast selbstverständlich, dass Otto Nawrocki das Rezept für das Erreichen der 90 in einer gesunden Lebensweise, der harmonischen Ehe und dem Verständnis seiner Gertrud für seinen Beruf und sein Ehrenamt sowie den Zusammenhalt in der Familie sieht. Nach der Ausbildung im Fernmeldewesen landete Familie Nawrocki über Seehausen 1955 schließlich in Stendal, wo Otto und Gertrud mit den Kindern die extra am Bahnhof für den Leiter der Signal- und Fernmeldemeisterei eingerichtete Wohnung bezog. Bis 1980 war er in dieser Funktion tätig. Als im Reichsbahnamt Stendal ein Sportleiter gesucht wurde, war er sofort bereit und stand bis 1988 den Eisenbahnersportlern mit Rat und Tat zur Seite.

Selbst sportlich aktiv war Otto Nawrocki im Fußball bei der BSG Lok Osterburg und in den verschiedensten Bereichen des Breitensports. Dabei ging es nie um Medaillen und Rekorde, sondern um die Teilnahme. Als Übungsleiter bei der BSG Lok Stendal war er viele Jahre gemeinsam mit Heinz Lühe in der Abteilung Rollsport tätig, brachte seine Schützlinge im Rollschnelllauf zu Erfolgen bei DDR-Meisterschaften und Spartakiaden. 1988 ließ er sich als Oberamtmann der Deutschen Reichsbahn in den wohl verdienten Ruhestand versetzen. Damit begann der Unruhestand im Ruhestand, denn Otto widmete sich nun immer mehr seinem Ehrenamt. Der Aufbau der Seniorenarbeit in der ehemaligen Reichsbahndirektion Magdeburg und die Arbeit im Seniorenrat der Stadt Stendal standen nun auf der Tagesordnung.Am 30. April 2003, einen Tag nach seinem 80. Geburtstag, begann für Otto Nawrocki ein neuer Lebensabschnitt, denn er beschloss, nach einem Leben für andere nun auch etwas für sich selbst zu tun.

Der Weg führte ihn an diesem Tag in das "SWI-Seniorenteam" des Stendaler LV. Rasch wurde er bei den Seniorinnen und Senioren zum Sympathieträger, was schließlich dazu führte, dass er wiederholt die Wahl zum Leichtathleten des Jahres gewann. Aber auch die sportlichen Erfolge stellten sich ein. Titel und Medaillen bei internationalen und Deutschen Meisterschaften sammelte er (siehe Info-Kasten), und die Landesmeistertitel und Rekorde kann er gar nicht mehr zählen, so viele sind es schon.

Für seine Erfolge und besonders für sein immer bescheidenes und rücksichtsvolles Auftreten wurde Otto mehrfach geehrt. So siegte er bei Sportlerwahlen, erhielt Sportförderpreise und Ehrennadeln und gemeinsam mit seinem "sportlichen Rivalen" Hans Hoffmann 2011 den Ehren-Oscar der Stadt Stendal. "Ich würde alles wieder so machen"Auf eine Auszeichnung ist Nawrocki besonders stolz. Am 6. Juli 1998 erhielt er auf der Wartburg in Eisenach aus den Händen des damaligen Arbeits- und Sozialministers Norbert Blüm das Bundesverdienstkreuz am Bande. "Das war die größte Anerkennung für meine gesellschaftliche Arbeit, für mein Lebenswerk", so berichtet Otto mit strahlenden Augen über das bewegende Erlebnis.Auf die Frage, ob er sein Leben in wenigen Sätzen zusammenfassen könnte, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: "Ich bin zufrieden und würde alles wieder so machen. Möglich war alles nur durch die Unterstützung und das Verständnis meiner Ehefrau Gertrud und der Familie. Die 90 hatte ich nie im Blickfeld, und ich hatte auch nicht damit gerechnet."Im Oktober geht er übrigens auf eine große Reise. Gemeinsam mit Enkel Stephan Antusch fliegt Otto nach Porto Alegre/Brasilien. Hier will er bei den Senioren-Weltmeistertschaften in der Leichtathletik seine internationale Laufbahn beenden. Die Spikes möchte er dann an den berühmten "Nagel" hängen. Und wenn er dann seiner Familie, seinen Sportfreundinnen und Sportfreunden sowie den Bewohnern im Seniorenwohnpark am Stendaler Schwanenteich, seit dem 1. Februar 2013 seine neue Heimatadresse, eine Medaille präsentieren kann, wäre Otto Nawrocki, der nun rüstige Neuzigjährige, überglücklich.

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